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Zeit zum Lesen

In den nächsten Tagen wird es immer ruhiger werden. Vielleicht finden Sie ja Muße, um ein Buch zu lesen? Das von uns vor zwei Jahren veröffentlichte Buch über Führung im Engineering haben wir nun in Englisch veröffentlicht.

Darum geht es
Wir beschreiben ein Führungsmodell, das Fähigkeiten zur Bewältigung technischer Fragestellungen mit denen zur Führung von Menschen verbindet. Leitbild ist dabei die Umsetzung strategischer Ziele.

  • Zweck, Werte und strategische Ziele der Organisation
  • Führung der Systemgestaltung
  • Systems Engineering einschließlich Requirements Engineering, Architekturgestaltung,Modellbasierte Entwicklung
  • Komplexität bewältigen
  • Organisationsgestaltung
  • Umgang mit Chancen und Risiken
  • Qualität entwickeln
  • Review-Kultur etablieren
  • Rollen und Teams

Never let a crisis go to waste

Seit der Finanzkrise 2008/2009 haben wir Jahre stetigen Wachstums und Erfolgs erlebt. Schwerpunkt vieler Unternehmen war die Bewältigung des Wachstums. Es ging um die Ausweitung der Produkt-Portfolios, die Bedienung traditioneller Märkte und die Eroberung neuer. Dieses Wachstum hat dazu geführt, dass Innovationskraft, technische Tiefe und die Fähigkeit auf Veränderungen zu reagieren, gelitten haben. Anzeichen dafür sind das Festhalten an veralteten Methoden und Technologien nach dem Motto „ was bisher funktioniert hat, muss doch auch weiter gelten“, unsystematisches Vorgehen entlang von Gewohnheiten, Entscheidungen aufgrund von "Gefühlen" statt „Nachweisen“, mangelndes aktives Risikomanagement auf Projekt- und Multiprojektebene.

Es scheint, dass der Anspruch an die technische Exzellenz gelitten hat, das heißt der Anspruch an Aus- und Weiterbildung, fundiertes Verständnis von System-Zusammenhängen, technische Tiefe, Ausarbeitung und Qualität von Arbeitsergebnissen. Um die mit der Krise einhergehenden Umwälzungen zu meistern, ist aber die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Engineerings unerlässlich

Neuausrichtung und Innovation

Für das Engineering bedeutet die Neuausrichtung, Innovation mit neuen Produkten und Geschäftsmodellen, Produkt-Portfolios kritisch zu prüfen und die Wertschöpfung konsequent neu auszurichten. Engineering-Methoden und Prozesse müssen eine Entwicklungsorganisation in die Lage versetzen, Produkte und Services der Zukunft erfolgreich und effizient zu entwickeln. Eine wirksame strategische Neuausrichtung richtet sich entschlossen auf Kunden und Nutzer aus und bindet die Expertenbasis in Punkto Technologie und Umsetzbarkeit ein. Die Sinnstiftung von genau dieser Basis erzeugt und muss nicht von oben herunter gebetet werden

Zurück zum Anspruch

Die Strategie muss sorgfältig abgeleitet und klar und verständlich sein - und zwar für alle, die an der Umsetzung mitarbeiten. Daraus leiten sich Entscheidungsprinzipien ab, die konsequent umgesetzt werden. Alte Zöpfe werden nicht weiter gekämmt. Ansprüche gibt es auch an die Qualität der Umsetzung: eine fundierte Wissensbasis durch Aus- und Weiterbildung, Prinzipien der Bearbeitung, systematisches Vorgehen und ein Qualitätsanspruch an das Ergebnis auf jeder Stufe des Engineering-Prozesses. Kurz gesagt: Wertschätzung in seiner Kernbedeutung.

„Never let a crisis go waste“ (nach Rahm Emanuel) - jetzt die Dinge verändern, die vorher undenkbar waren.

Der Unterschied zwischen selbstorganisiert und selbstbestimmt

Über die Weihnachtsferien habe ich einige Bücher zum Organisationsdesign gelesen. Nicht alle davon werden es zum Buch des Monats schaffen, definitiv nicht. Das Buch, welches mich am meisten beeindruckt hat, war „Reinventing Organizations“ von Frederic Laloux (nicht den illustrierten Leitfaden, sondern das Buch). Ich hatte schon vorher von „self managed“ Organisationen gelesen, aber irgendwie war der Funke bislang nicht so recht übergesprungen.

Frederic Laloux beschreibt seine Suche nach Organisationen in den die Menschen nicht nur selbst-organisiert sondern selbst-bestimmt arbeiten. Er zeigt anhand der Entwicklung von Organisationsformen von der Frühzeit bis heute auf, dass neue Organisationsformen die Welt verändern können. Für uns wichtig ist aber der Teil, in dem er erläutert, wie sich die verschiedenen Unternehmen, die „self managed“ arbeiten, organisieren. Allen gemeinsam ist, dass es keine Beschränkungen der Handlungsvollmacht jedes einzelnen gibt und keine „Entscheider“.

Wenn ein Mitarbeiter glaubt, dass er mit einer neuen Arbeitsplatzausstattung, einer neuen Maschine oder einer neuer Fabrik die Zukunft der Organisation sichern kann, dann kann er diese prinzipiell beschaffen. Er muss jedoch einen Beratungsprozess durchlaufen. Dabei ist er verpflichtet die Expertise aller relevanten betroffenen Menschen einzuholen und diese zu dokumentieren. Die Entscheidungshoheit und Umsetzungsverantwortung bleibt jedoch beim Mitarbeiter, der das Thema in die Hand genommen hat. Wenn man auf diesem Basisprinzip ein Unternehmen aufbaut, entstehen radikal andere Organisationen als wir sie heute haben. Es gibt keine Führungskräfte mehr im Sinne eines Entscheiders oder einer Hierarchie. Es gibt in diesen Organisationen aber sehr wohl Menschen, die ihren Wertbeitrag dadurch leisten, dass sie über die Zukunft nachdenken, Visionen und Strategien entwickeln oder die Verantwortung für die Koordination zwischen verschiedenen Bereichen übernehmen. Frederic Laloux beschreibt an zahlreichen Beispielen existierender Organisationen wie die Prozesse, Strukturen und das tägliche Leben in „self managed“ Unternehmen funktionieren. Ein echter Augenöffner.

Kleine Schritte, die ihr Leben verändern - Buchtipp für den Januar

Morgens am 01.01. um 00:01 Uhr fassen wir gerne gute Vorsätze für das neue Jahr, die dann irgendwie doch nicht so recht Realität werden. Unser Buch des Monats Januar kann vielleicht eine Hilfe sein, seine Ziele - egal ob privat oder geschäftlich - zu erreichen.

Robert Maurer beschreibt in seinem kleinen Büchlein „Kleine Schritte, die ihr Leben verändern – Kaizen für die persönliche Entwicklung“ (VAK Verlag 2009) wie Kaizen, das von Edward Deming in den 40er Jahren des 20. Jhd. entwickelt wurde und seinen Weg über Japan in die ganze Welt fand, funktioniert. Die einzelnen Schritte werden in 7 Kapiteln liebevoll mit sehr vielen Beispielen und mit Bezügen zur Hirnforschung erklärt.

Als Ingenieur Kaizen von einem klinischen Psychologen erklärt zu bekommen ist extrem kurzweilig und manche Beispiele blieben mir für immer im Kopf. So erläutert Maurer die Übung des „kleine aber wichtige Momente beachten“ am Beispiel der Erfindung der Pockenimpfung durch den englischen Arzt Edward Jenner. Dieser hatte beobachtet, dass Melkerinnen als einzige Gruppe nicht an den Pocken erkrankten. Diese Erkenntnis war nicht neu, wurde jedoch nicht weiter beachtet. Jenner baute auf dieser kleinen Beobachtung die Theorie auf, dass die Melkerinnen durch eine Kuhpockeninfektion immun gegen die tödliche Krankheit geworden waren und entwickelte so eine Impfung. Mit diesem Büchlein macht die Umsetzung von Kaizen Spaß, ob im Engineering oder bei der Änderung des eigenen Verhaltens.

Durchstarten und Chancen nutzen

Für 2020 zeichnet sich bereits ein weiterer Wandel ab. Für die nächsten Monate sieht es nach einer Zeit des „Aufräumens“ aus. Neben der Beseitigung von Problemen und Engstellen in Produktion und Entwicklung stehen Themen wie Komplexitätsbeherrschung und Organisationsoptimierung an. In den letzten Jahren lag der Fokus auf der Implementierung agiler Arbeitsweisen in der Produkt-Neuentwicklung. Nun bildet die effiziente Beherrschung des Life Cycles einen neuen Schwerpunkt. Schnelle Änderungszyklen verlangen in vielen Industrien neue Herangehensweisen an die Implementierung von „Engineering Changes“ um Rekursionen zu vermeiden, Durchlaufzeiten radikal zu verkürzen und „Flow“ zu etablieren.

Der Strukturwandel führt bei Fach- und Führungskräften zu einem erheblichen Schulungsbedarf in den Unternehmen. Die Stärkung der methodischen Kompetenzen im Engineering ist ein zentraler Pfeiler dieser Umorientierung. Darin liegen vielversprechende Chancen.

Wir freuen uns auf diese Herausforderungen und die gemeinsame Arbeit in 2020.

Ein herzliches Willkommen und ein großes Dankeschön

Zuerst das Willkommen: Seit 01.11.19 ist Dr. Godehard Nentwig als Mitinhaber bei ENGENCE an Bord. Darüber freue ich mich sehr. Wir beide haben lange Zeit in der Konzeption der Ausbildung von Führungskräften zusammengearbeitet. Godehard verfügt über eine langjährige Erfahrung im Aufbau und Umbau von Entwicklungsorganisationen in verschiedenen Industrien. Zuletzt leitete er das Entwicklungszentrum Giengen der BSH Hausgeräte. Er ist exzellenter Analytiker, ein sehr guter Lehrer, Strategieentwickler und es macht Spaß mit ihm zu arbeiten.

Und nun zum Dankeschön: Wir bedanken uns bei allen unseren Kunden und ihren Mitarbeitern für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Freude, die wir an der gemeinsamen Arbeit hatten.

Im Rückblick hat sich der Schwerpunkt der Tätigkeiten bei ENGENCE im letzten Jahr deutlich verlagert. Das Thema Systems Engineering nimmt einen deutlich größeren Anteil unserer Arbeit ein. Durch die lange Boom-Phase mit stetigem Personalaufbau sind in einigen Bereichen Kompetenz-Silos entstanden. Begleiterscheinung ist die Tendenz, Teilsystemen und Komponenten zu optimieren anstatt die Gesamtsysteme.

Gleichzeitig ergibt sich aus der rasant fortschreitenden Einbettung von physischen Produkten in internetbasierte Ökosysteme eine Komplexitätserhöhung. Unter diesen Randbedingungen Systeme ganzheitlich zu optimieren, bedeutet zunächst einmal Kompetenzen in Funktionsorientierung aufzubauen, eine gemeinsame Sprache zu etablieren, die Systemhierarchie, Schnittstellen und Rollen zu klären. Dann kann die gemeinsame Optimierung organisiert werden. Langfristig geht es um die Definition und Implementierung von robusten Architekturen und das Architekturmanagement.

Auch in unserem zweiten Arbeitsschwerpunkt, dem Kompetenzaufbau von Fach- und Führungskräften und der Anwendung von Methoden zur systematischen Verbesserung der Engineering-Qualität haben sich im Laufe des Jahres 2019 neue Trends gezeigt. Das Thema „Produktkonformität“ nimmt aufgrund der immer weiter steigenden Regulierungsdichte einen größeren Raum ein. Unternehmen gehen zunehmend dazu über, explizite „Design for X“ Ansätze zu etablieren.

Es liegt also Arbeit vor uns und wir freuen uns schon darauf.